Frage: Ist der Organismus von manchen Tieren stärker als der von Menschen und könnte man sich ein Beispiel an diesem nehmen um weitere Impfstoffe zu entwickeln?
Hi Ole 🙂
Ein Beispiel für die Impfstoffforschung habe ich leider nicht, da ich keine Expertin für Impfstoffe bin. Ich arbeite vor allem mit HIV. Eine Infektion mit dem HI-Virus (HIV) führt im Menschen ohne Therapie zu AIDS und letztendlich zum Tod. Ähnlich wie das neue Coronavirus würde HIV vom Tier auf den Menschen übertragen. Im Fall von HIV von Affen auf den Menschen. Das Affen-HIV nennt man dann SIV. Im Gegensatz zum Menschen, bleiben die meisten Affen gesund, obwohl sie mit SIV infiziert. Sie bekommen kein Affen-AIDS. Warum die Affen besser mit SIV umgehen können als wir Menschen mit HIV ist leider noch unklar. Dazu wird im Moment viel geforscht. Würde man verstehen warum die Affen nicht krank werden, könnte man daraus evtl. neue Strategien zur Therapie von HIV entwickeln. In diesem speziellen Fall scheinen unsere Affenvorfahren uns also tatsächlich einen Schritt voraus zu sein.
Generell erforscht man natürlich, wo der Unterschied des Immunsystems bei Tieren liegt, welche mit manchen Krankheiten besser klar kommen. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass das eher im Bereich der Medikamente und Therapien sinn macht. Würden wir uns die Tiere als Beispiel für neue Impfstoffe nehmen dann müsste man zusätzlich zum Impfstoff auch noch Medikamente geben, die dann diesen Unterschied im Immunsystem leisten können. Das stelle ich mir leider schwierig vor. Denn wenn Tiere ein anderes Immunsystem aufweisen als wir, ist es trotzdem schwer das für uns anzuwenden da wir unser Immunsystem ja nicht einfach ändern können. Man kann nur mit Medikamenten oder Therapien an diesen Stellen schrauben, die bei den Tieren anscheinend hilfreicher sind für jene Krankheit.
Hi Ole,
Deine Frage hat mir ein sehr relevantes Beispiel im Sinn gebracht: Fledermäuse. Sie tragen aber auch sehr viele Viren mit sich (auch Corona-Viren), ohne selbst Symptome zu zeigen. Manche Forscher haben festgestellt dass sie höhere Produktion an Interferonen haben (Signalproteine, die essentiell sind für die Bekämpfung von Erreger), oft während sie fliegen höhere Temperaturen entwickeln, aber auch eine niedrigere Immunantwort gegenüber Viren zeigen. Es muss natürlich geforscht werden, ob es tatsächlich diese Faktoren sind die das Überleben der Fledermaus, trotz hoher Virus-Last, sichern, aber es ist definitiv für mich ein interessantes Beispiel. Indem daran geforscht wird, könnte auch vielleicht ein neues Bekämpfungsmittel von Corona-Viren entwickelt werden…
Anscheinend haben Alligatoren ein super starkes Immunsystem und können viele Krankheitserreger abwehren, die Menschen umbringen würden. Das liegt daran, dass sie bestimmte antibakterielle Stoffe produzieren, die in ihrem Blut zu finden sind. Da sie sich bei Rangkämpfen oft beißen und ständig im Wasser sind, ist es für sie so wichtig eine gute Immunabwehr zu haben.
Forscher versuchen auch schon, diese Stoffe für den Menschen nutzbar zu machen.
Und noch etwas in diesem Zusammenhang: eine der ersten Impfungen überhaupt war die gegen Pocken. In Europa wurde der englische Arzt Edward Jenner (1749–1823), damit berühmt, dass er Blutserum von Kühen verwendete um Menschen mit den relativ harmlosen Kuhpocken zu infizieren. Diese Menschen wurden dadurch immun gegen die „echten“ Pocken.
Also wurde hier tatsächlich das Immunsystem von Tieren genutzt um Menschen zu impfen, auch wenn das Immunsystem einer Kuh wahrscheinlich nicht stärker ist als unseres.
Kommentare
Marianne commented on :
Hi Ole,
Deine Frage hat mir ein sehr relevantes Beispiel im Sinn gebracht: Fledermäuse. Sie tragen aber auch sehr viele Viren mit sich (auch Corona-Viren), ohne selbst Symptome zu zeigen. Manche Forscher haben festgestellt dass sie höhere Produktion an Interferonen haben (Signalproteine, die essentiell sind für die Bekämpfung von Erreger), oft während sie fliegen höhere Temperaturen entwickeln, aber auch eine niedrigere Immunantwort gegenüber Viren zeigen. Es muss natürlich geforscht werden, ob es tatsächlich diese Faktoren sind die das Überleben der Fledermaus, trotz hoher Virus-Last, sichern, aber es ist definitiv für mich ein interessantes Beispiel. Indem daran geforscht wird, könnte auch vielleicht ein neues Bekämpfungsmittel von Corona-Viren entwickelt werden…
Sven commented on :
Hallo Ole,
ich habe mal nachgeforscht und etwas ganz interessantes gefunden:
https://www.deutschlandfunk.de/alligatorblut-ein-ganz-besonderer-saft.676.de.html?dram:article_id=25322
Anscheinend haben Alligatoren ein super starkes Immunsystem und können viele Krankheitserreger abwehren, die Menschen umbringen würden. Das liegt daran, dass sie bestimmte antibakterielle Stoffe produzieren, die in ihrem Blut zu finden sind. Da sie sich bei Rangkämpfen oft beißen und ständig im Wasser sind, ist es für sie so wichtig eine gute Immunabwehr zu haben.
Forscher versuchen auch schon, diese Stoffe für den Menschen nutzbar zu machen.
Sven commented on :
Und noch etwas in diesem Zusammenhang: eine der ersten Impfungen überhaupt war die gegen Pocken. In Europa wurde der englische Arzt Edward Jenner (1749–1823), damit berühmt, dass er Blutserum von Kühen verwendete um Menschen mit den relativ harmlosen Kuhpocken zu infizieren. Diese Menschen wurden dadurch immun gegen die „echten“ Pocken.
Also wurde hier tatsächlich das Immunsystem von Tieren genutzt um Menschen zu impfen, auch wenn das Immunsystem einer Kuh wahrscheinlich nicht stärker ist als unseres.